Laut, toxisch, beleidigend und teils gar bedrohlich ist er geworden, der Ton in den sozialen Medien. Wobei wir auch geneigt sind von den “asozialen Medien” zu sprechen, wenn wir uns die Kommentarspalten unter manchen Beiträgen anschauen. Mit jedem weiteren Jahr der Zugehörigkeit und immer mehr Nutzern, unter denen der Einzelne noch weniger auffällt, verlieren einige Menschen auf Facebook, Twitter und Co. den letzten Funken Anstand. Neben den alteingesessenen Trollen und Hatern, pflegen auch immer mehr ‘normale’ User einen Umgang unter der Gürtellinie und driften in Hatespeech ab. Dazu kommen etliche Gruppierungen, die politisch- oder gesinnungsmotiviert für Unruhe sorgen. Davon sind Unternehmen und Marken genauso betroffen, wie die Nutzer selbst. Ob die Hassprediger sich das im physischen, persönlichen Austausch auch in dem Maße trauen würden? Das dürfen wir wohl getrost bezweifeln. Aber im Netz werden viele zu Two-Face. Gerade für Unternehmer stellen sich somit die Fragen, wie sie damit umgehen sollen und ob sich die Investition von Zeit und Geld in diesem Umfeld noch lohnt.
Der Missbrauch der Meinungsfreiheit
Die meisten asozialen Nutzer setzen ihre verbalen Ausfälle unter die Überschrift “Meinungsfreiheit”. Dass Beleidigung, Bedrohung und Hetze schon lange nichts mehr mit Meinungsfreiheit zu tun haben, wollen sie nicht wahrhaben oder sie verhalten sich bewusst so, um ihrer Gesinnung entsprechende Ziele zu verfolgen. Themen wie die Corona-Maßnahmen, Sexismus, Rassismus, Elektroautos, Gendern oder Veganismus triggern derzeit konservative und radikale Nutzer und sorgen für Hatespeech. Das Problem ist: Jene, die Hass verbreiten, sind laut und aktiv. Es entsteht das Gefühl, dass es wirklich viele seien. Doch die Mehrheit schweigt einfach und überlässt den Lauten somit die Bühne. Schade.
Als Unternehmen kannst du schnell in die Schusslinie geraten. Manchmal unverschuldet. Einfach, weil du Werte vertrittst oder Produkte anbietest, die manchen nicht schmecken. Manchmal aber auch berechtigterweise, weil dein Produkt oder deine Arbeit einfach schlecht ist. Diese beiden Fälle müssen deine Community-Manager differenzieren und unterschiedlich darauf reagieren. Beide Strategien werden wir in einem zukünftigen Blogpost gern mal für dich aufdröseln. Aber zurück zum Thema: Sorgt diese Entwicklung dafür, dass die Nutzer aus den sozialen Netzwerken fliehen?
Die Corona-Krise als Wachstumsbeschleuniger
Vereinzelt bestimmt, aber tatsächlich ist das komplette Gegenteil der Fall. Die Corona-Krise ist ein Beschleuniger der Digitalisierung und natürlich auch der digitalen Kommunikation. Kontakte bilden wir seit über einem Jahr weitestgehend über Messenger, Video-Calls und soziale Medien ab. Der Digital 2021: Global Overview Report verdeutlicht das Wachstum mit konkreten Zahlen. Im Januar 21 gab es 4,2 Milliarden Social-Media-Nutzer weltweit. Diese Zahl war im Laufe des vorangegangenen Jahres 2020 um 490 Millionen gewachsen - ein Anstieg von mehr als 13%. Das bedeutet, dass mehr als 53% der Weltpopulation in den sozialen Medien sind. BAM!
Lohnende Chancen für dein Unternehmen
Für dich bedeutet das, dass Social Media mehr denn je Chancen bereithält, trotz Hatespeech und Shitstorms. Im Schnitt hat jeder Nutzer 8,4 Social-Media-Accounts und verbringt dort täglich 2 Stunden und 25 Minuten. Zeit, in der sie News lesen, unterhaltsamen Content konsumieren, mit Freunden und Familie in Kontakt bleiben UND Produkte recherchieren sowie mit Marken interagieren. Da kommst du ins Spiel.
Social-Media-Kanäle sind so vielfältig und agil, dass sie dir den Raum bieten deine eigene Marke neu zu erfinden und zu platzieren. Unternehmen, die bereits Jahrzehnte am Markt sind, können auf Plattformen wie TikTok plötzlich eine völlig neue und junge Zielgruppe erreichen. Aber bevor du loslegst, nimm diese drei Tipps mit:
- Definiere deine Ziele und Werte, denn die Nutzer hinterfragen dich mehr denn je. Und schreib sie nicht nur in die Description. Vom Chef bis zur Aushilfe muss das Unternehmen diese aktiv leben. Sonst fliegst du auf und kassierst einen Shitstorm.
- Sprich viel, sehr viel.
Wir sagen unseren Kunden immer: Wenn du nicht zuhören und sprechen willst, dann sei NICHT in den Social Media. Die Verbraucher kommunizieren ihre Bedürfnisse so deutlich und direkt wie niemals zuvor. Stimmungsbild und Meinungen schwanken ständig. Reagiere darauf und nutze das. - Durch Corona ist auch der Wunsch gestiegen, sich digital mit Menschen zu vernetzen. Ergo, sei auch als Marke menschlich.
Übrigens: Der am meisten genutzte Hashtag auf Instagram ist #love. Also geh da raus und verbreite sie.